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Sonntag

Sonntag

Der Sonntag eignet sich wie kein anderer Tag zur Bewusstwerdung.

Schon in der Bibel heißt es: 'Am siebten Tage sollst du ruhen'. Dies ist wieder einer von diesen Hinweisen aus der Bibel, die ich sehr schätze und für wertvoll halte. Die Vorlage dafür steht direkt am Anfang des alten Testaments: 'Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte und siehe da, es war sehr gut. Gott ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, segnete den siebenten Tag und heiligte ihn.'

Sonntage werden manchmal als langweilig empfunden. Gerade in der ländlichen Gegend, in der ich wohne, gibt es viele 'Heimwerker' im Rentenalter, denen es schwerzufallen scheint, mal einen ganzen Tag lang draußen keinen Lärm machen zu dürfen... :)

Während wir in unserem Alltag ja meist durch unsere Aufgaben und unsere Arbeit beschäftigt sind, am Samstag vielleicht noch einkaufen, shoppen gehen oder Hausputz machen, ist dieser Sonntag dann oft eine Herausforderung. Dann wird auf einmal alles still - alles ruht. Und es stellt sich bei manchen die Frage: Was mache ich mit diesem Tag?

'Machen' ist eine männliche Eigenschaft. Immer etwas tun - davon sind wir alle geprägt, das bestimmt meist unsere ganze Woche. Stille und SEIN sind dagegen weibliche Eigenschaften. Daher steht kein anderer Tag der Woche so sehr in Polarität zum 'Tun' einer aktiven Woche, wie der 'Ruhetag', also der Sonntag. In diesem Verhältnis lässt sich auch das Ungleichgewicht in unserem Leben zwischen unseren männlichen und weiblichen Anteilen erkennen. Wir sind vielmehr im TUN als im SEIN. Viele haben sogar das 'Sein' und dessen Wert schlicht vergessen - und 'tun' oder unternehmen auch sonntags alles mögliche, um nicht zur Ruhe und nicht ins Sein zu kommen.

Dem 'Sein' und dem Reflektieren des eigenen Seins ausreichend Raum zu geben, ist in unserem oft hektischen Alltag während der Woche schwieriger als am Wochenende. Denn dann ist unser Kopf voll mit allen möglichen Themen, Problemen, Sorgen, Plänen usw. Und wenn sich ein anstrengender Tag dann schließlich dem Ende zuneigt, lenken wir uns oftmals durch Fernsehen, Internet, Social Media und anderem von uns selbst ab, um uns zu 'entspannen'.

Daher LIEBE ich Sonntage - und nutze sie vor allem für eine Rückschau und mögliche 'Kurskorrekturen'. Was am Sonntag besonders gut geht:

* Rückblick auf die Woche
Was war 'gut'? Woran habe ich gearbeitet? Was habe ich in die Welt gebracht? Mit wem hatte ich Kontakt - und wie habe ich mich dabei gefühlt? Habe ich an dem gearbeitet, das mir wirklich wichtig ist? Oder so gelebt, wie ich es mir vorgenommen habe? Wenn nein, was hat mich davon abgehalten?

* Gefühle
Wie geht es mir eigentlich, wie fühle ich mich JETZT? Was hat mir in der vergangene Woche gutgetan? Was würde mir HEUTE guttun? Welche emotionalen oder sozialen Bedürfnisse habe ich derzeit - und welche davon kann ich in der kommenden Woche auf welche Weise erfüllen?

* Wertschätzung
Was hast du von anderen Menschen, denen du in dieser Woche begegnet bist, wahrgenommen? Mache dir bewusst, wer dir ein Lächeln geschenkt hat oder vielleicht inspirierende oder aufmunternde Worte zu dir gesagt hat. Wer hat dich beachtet, gelobt oder auf irgendeine Art besonders wertgeschätzt? Wie hast du andere wertgeschätzt? Was hast du selbst diese Woche besonders gut gemacht - und an dir wertgeschätzt? Wertschätzung hat viel mit Liebe zu tun. Anderen gegenüber, vor allem aber dir selbst gegenüber. Denn Wertschätzung führt zu Selbstliebe. Erst deine Fähigkeit, dich selbst lieben zu können, ermöglicht es, andere Menschen, deinen Partner oder schließlich die ganze Welt lieben zu können!

* Kurskorrektur
Was möchte ich in der kommenden Woche anders machen? Was möchte ich in der kommenden Woche erreichen? Mit wem möchte ich in den kommenden Tagen Kontakt aufnehmen - und warum? Bin ich mir noch meiner Ziele und meinem Weg bewusst? Sind sie noch immer stimmig?

Natürlich kann man sich mit all diesen Fragen nicht nur sonntags beschäftigen - aber wie zuvor erwähnt: Der Sonntag eignet sich durch die Ruhe besonders gut dafür. Und er kann ein Anker werden, um sich mit diesen Fragen immer wieder - mindestens einmal pro Woche - zu beschäftigen. Denn ohne Rhythmus und Regelmäßigkeit gehen diese richtungsweisenden Erkenntnisse über dich selbst im Alltag oft unter. Dann vergessen wir manchmal, warum wir all das tun, was wir tun. Dann begibt man sich manchmal auf Irr- oder Umwege, die man bei bewusster Betrachtung frühzeitig als solche erkannt hätte. Kennst du das? Wie ist das bei dir? Ich kenne das gut - daher nutze ich den Sonntag bewusst dafür, mich regelmäßig selbst zu erforschen, mich zu überprüfen, mich an meinen Weg und meine Ziele zu erinnern und neue Pläne für die kommende Woche zu schmieden.

Allerdings ist all dies auch wieder eine Form des 'Tuns'. Daher gibt es noch einen weiteren wichtigen Aspekt, für den sich der Sonntag wie kein anderer Tag anbietet:

Sonntag - der Tag des SEINS.


Kannst du NICHTS TUN? Einfach nur SEIN - ohne irgendetwas Bestimmtes zu machen? Das ist ein Teil der weiblichen Seite in dir! Wie eine Blume, die einfach nur da ist, sich im Wind wiegt, sich von der Sonne bescheinen und ihre Schönheit in die Welt strahlen lässt. Ohne Absicht, ohne Zweck oder Wille. Nicht, um dafür etwas zu erhalten oder damit irgendetwas bewirken zu wollen. Einfach in seiner Schönheit und in Frieden mit sich und der Welt SO SEIN.

Kannst du das? Und falls nein (oder nur für ein paar Minuten) - welche Glaubenssätze in dir machen dir dies so schwer? Darfst du das - einfach SEIN? Einfach NICHTS TUN? Oder gibt es Antreiber in dir, die dich nicht zur Ruhe (und zu Bewusstsein!) kommen lassen wollen? Es wäre für deine Bewusstwerdung von enormer Bedeutung, solche Gedanken oder Glaubenssätze wahrzunehmen - und sie zu überprüfen! Woher hast du diese Ideen und Vorstellungen? Hast du sie von deinen Eltern übernommen? Von Lehrern, Freunden, deinem Partner oder aus Medien oder Filmen?

Deine Gedanken und Gefühle zu beobachten, während du ganz bewusst NICHTS TUST, kann dir auf deinem Weg zu Bewusstwerdung und innerem Frieden enorm helfen. Es liegt alles in dir - die Hindernisse und auch deren Auflösung. Du musst dir nur Zeit nehmen, NICHTS TUN und deine Gedanken bewusst beobachten.

Wir leben in einer polaren Welt - alles hat ein Gegenteil. Es gibt nicht nur das 'Eine', sondern immer ist auch das 'Andere', das Gegenteil. Dies gilt natürlich auch fürs 'Tun' - die männliche Kraft in uns: Manchmal ist es notwendig, zu tun, Dinge anzupacken, den Allerwertesten hochzukriegen, die eigene Trägheit, Müdigkeit oder den 'inneren Schweinehund' zu überwinden und zu 'machen', sich Ziele zu setzen und sie zu verfolgen. Motivierende Ziele können enorme Kräfte in uns freisetzen! Da dies jedoch nur die eine Seite der Medaille ist, gilt auch das Gegenteil: Erst seine Ziele aufzugeben und keine Ziele mehr zu haben, lässt dich zur Ruhe kommen. Erst dieser absichtslose Zustand kann dich in einen Zustand der vollkommenen Liebe bringen, deiner Zustimmung und Anerkennung zu allem, was ist und wie es ist. Ohne irgendetwas anders haben zu wollen.

Ziele zu haben bedeutet, du willst etwas verändern, du willst von dem jetzigen Zustand aus in einen anderen. Das setzt Bewegung voraus, Entwicklung, meist auch Arbeit - also TUN. Dann bist du jedoch nicht mehr im SEIN. Beides hat seine Berechtigung. Doch erst, wenn beides in einer gewissen Ausgeglichenheit zueinander ist, entsteht Ganzheit, Einheit und Friede in dir. Das Credo des SEINS, dass dich in die Ruhe, Stille und Zufriedenheit bringen kann, lautet:

'Es gibt nichts zu tun, nichts zu erreichen, nichts zu werden. Nur zu SEIN und zu erkennen.'

Fühle diese Aussage mal. Durchdringe diese Gedanken für dich, meditiere darüber. Hierin steckt der Kern der Liebe, der Kern von Weiblichkeit, der Kern deines Seins. Betrachte die Ausgeglichenheit zwischen TUN und SEIN in deinem Alltag. Justiere sie neu! Kein anderer Tag der Woche eignet sich so gut dafür, wie der Sonntag!


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